English Synopsis, The Beggar's Diary, 23.08.07. – Today, Filch The Beggar is warmly congratulated for his performance at Metropolis Kino the night before. His smile widens as he basks in the admiration of his public. Filch The Beggar loves to be loved.
To celebrate, he goes for a chocolate milk over the warm foamy milk he usually drinks at the Fyal. He is enjoying it when someone walks into the café, also to congratulate him, but this time for his amazing performance at the Westfalischer Kunstverein last Monday, August 13. Yes, Filch had said nothing about it, but the fact is that it was a success.
Anyway, Filch's admirer is driving a very special vehicle around the city: a forklift truck (see picture). Filch cannot wait to see it, or to be transported on it—as a real sculpture. Yes, such a radiant day could no longer wrong.
And it doesn’t. When he goes back to the Landesmuseum after his Spiekerhof office hours, a very friendly and kind staff member of the museum tells him he has contacted a musician who can produce Filch's first record, The Beggar's Aria No.1.
And three hours later, when he walks out of a recording studio in Muenster harbor, the record is ready.
Bettlertagebuch 23.08.07 (Donnerstag)
Als Filch an diesem Morgen am Infopoint im Goldenen Käfig zu seinem gestrigen Auftritt im Metropolis (http://beta.thebeggarsopera.org/node/119) gratuliert wird, erscheint ihm das Wetter noch viel freundlicher, als es ohnehin schon ist.
Was Filch an Münster so faszinierend findet: dass man hier wettermäßig an einem einzigen Tag praktisch alle vier Jahreszeiten durchleben kann. Momentan ist es Frühling, und vor dem "fyal" wird das Regenwasser der vergangenen Nacht von den Tischen und Bänken gewischt. Filch ist AUSGESPROCHEN PÜNKTLICH, und beschließt, heute ausnahmsweise mal mit einem Kakao zu beginnen.
Die gerahmte Abschrift seines Rap, die er gestern hier hinterlegt hat, hängt noch nicht an der Wand. Filch hat dafür extra einen Rahmen besorgt, von dem er glaubt, dass er zur übrigen Ausstattung des "fyal" passt. Er hat ihn allerdings nicht in dem Kaufhaus gekauft, in dem er am vergangenen Samstag die guten (aber bis jetzt noch nicht zum Einsatz gekommenen) Badesachen gekauft hat, um nicht ein Kaufhaus zu bevorzugen und irgendwann Mitschuld daran zu tragen, dass eins von beiden schließen muss. Denn er geht davon aus, dass das selbst für die bei der Konkurrenz Tätigen kein Vergnügen wäre.
Der Kakao ist eine gelungene Abwechslung. Aber dann hat er zwanzig Minuten lang eigentlich überhaupt rein gar nichts zu tun außer Kakao zu trinken, bis jemand das Café betritt, den er von seinem Vortrag vor dem Westfälischen Kunstverein kennt. Sein Besucher möchte auch gar nichts trinken, sondern ist einfach nur gekommen, weil man ihm gesagt hat, er könne Filch hier treffen. Filch fühlt sich geehrt, besonders als er erfährt, dass der Mann mit seinem "Dienstwagen" unterwegs ist: einem Gabelstapler, mit dem er bei der Realisierung eines anderen Skulptur-Projekts behilflich ist.
Natürlich will Filch den Gabelstapler sofort sehen, und, als er ihn sieht, sofort auf die Ladefläche. Aber damit der Fahrer für seine Nachsicht mit Filchs Donnerstag-vormittäglicher Vergnügungssucht nicht auch noch Ärger bekommt TUN SIE FÜR DIE unvermeidlichen FOTOS, die Filch schießen lässt, natürlich NUR SO, ALS OB Filch auf der Ladefläche des Gabelstaplers durch die Stadt gefahren oder bis hoch über die Außentische des "fyal" emporgehoben würde.
Am Spiekerhof sorgt Filch erst einmal für Ordnung an Punkt "06": er hängt das englischsprachige Plakat von der Wand zwischen den beiden Schaufensterscheiben der Damen-Oberbekleidungs-Geschäfts und löst das von zwei Regentagen durchnässte, großformatige Poster vom Boden. Der Protestfaden hängt noch, von der Witterung relativ unbeeindruckt, zwischen Laterne und Wegweiser/potentieller Sonnenuhr.
Die ersten und einzigen 2 Euro dieses Morgens kommen aus Spanien, von einem sehr freundliche Ehepaar, mit dem Filch sich einfach nur gut unterhält. Aber ansonsten ist nicht allzu viel los und Filch entscheidet sich dazu, ein paar "Spiekerhofrunden" zu gehen, wie er seine Spaziergänge nennt, die die Bergstraße hinauf, dann hinter der kleinen Brücke links und weiter das ruhige Gässchen am Fluss entlang, wieder links und den Spiekerhof hinauf bis zu Punkt "06" zurück führen. Besonders den Teil am Fluss entlang empfindet er als sehr entspannend.
Als er sich heute auf eine der Bänke setzt, denkt er an eine Begebenheit, die sich vor ein paar Tagen hier abgespielt hat. Es war auch ein sehr ruhiger Morgen gewesen, und Filch war völlig allein hier, als sich plötzlich ein Apfel von einem der Bäume löste und mit einem unerwartet heftigen Geräusch auf den Stein des Gehwegs aufprallte. Die Natur, hatte Filch damals regelrecht zusammenzuckend gedacht, ist absolut nicht zu unterschätzen. Um ihm etwas derart befremdliches Klingendes und dabei so verunsichernd Entschiedenes wie den scheinbar zufälligen Fall des Apfels und das Geräusch seines Aufpralls zu bescheren, hatte er gedacht, müsste sich die Kunst schon einiges einfallen lassen.
Die Sonne wärmt sein Gesicht und er hat die Beine so weit ausgestreckt, dass kaum mehr Platz für Passanten in der kleinen Gasse ist. Allerdings kommen zu dieser Tageszeit auch kaum Passanten hierher. Als tatsächlich ein Mann und eine Frau vorbei möchten, zieht Filch seine Beine so weit zurück, wie es möglich ist, ohne sich vollständig aufsetzen zu müssen, und der Mann, der direkt an ihm vorbei geht, deutet auch mehr an, dass er seine Plastiktüte zur Seite nimmt, damit sie nicht gegen Filchs Beine schlägt, als dass er es wirklich tut; aber die Hauptsache ist ja auch eigentlich die beidseitige Wahrnehmungs- und Respekts-Bezeugung.
Um kurz vor eins gibt es noch einmal Musik am Spiekerhof, aber irgendwie sind die Restaurantbesucher und Passanten heute nicht so freigiebig wie beim letzten Mal. Besonders bemerkenswert findet es Filch, wenn jemand glaubt, im Fall des Angesprochen-Werdens durch einfaches Ignorieren um eine verbale Ablehnung herumkommen zu können.
Den Nachmittag und Abend widmet Filch der Kunst. Nach einem sehr leckeren Frikadellen-Brötchen (das genau 2 Euro kostet) geht er ins Büro des Landesmuseums, wo er erfährt, dass einer der Mitarbeiter dort den Kontakt zu einem Musiker hergestellt hat, der bereit ist, mit Filch seinen Rap zu produzieren!
Das Haus am Hafen, in dem sich das Atelier befindet, in dem die "Beggar´s Aria No. 1" professionell produziert werden soll, heißt "Speicher II". Filch mag den Hafen sowieso schon, aber ihn aus einem Atelier in einem der höheren Stockwerke zu sehen ist beinah so schön wie die Vorstellung, einmal auf der hoch gefahrenen Ladefläche des Gabelstaplers um das ganze Hafenbecken herum zu fahren. Vom Balkon aus hat man auch eine ideale Aussicht auf den "Elefanten", von dem ihm der Musikproduzent Made Nandu erzählt, dass er früher sogar einen "Kopf" hatte.
(http://beta.thebeggarsopera.org/node/90)
Nandu ist offen für Vorschläge und offenbar zu einigen Experimenten bereit. Filch sieht es als gutes Omen, dass im Atelier eine Musikzeitschrift liegt, auf der Kayne West abgebildet ist, dazu noch vor einem Hintergrund, der aussieht, als wäre es der Hafen von Münster.
Als sie drei Stunden später das Atelier verlassen, haben sie die "Aria No. 1" fertig produziert, etwa dreißig Mal gehört und etliche Male auch durchgetanzt, um zu sehen, ob die Abmischung schlüssig ist. Made Nandu hat die von Filch mitgebrachten "Beats" "verfettet", Bass, E-Gitarre und Keyboard eingespielt, und als sich ihre Wege trennen, kann Filch nicht umhin, Nandu seinen aufrichtigen, brückenaffenmäßigen Allwetterzoorespekt auszusprechen.
(http://beta.thebeggarsopera.org/node/93)
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