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English synopsis. The Beggar's Diary, 13.07.08 .- Filch The Beggar is going to be filmed today and he has let that go to his head in a big way. He is famous, and maybe he should use this fame to draw attention to a marginal or endangered group—like Angelina Jolie or Bono. But then he would surely fall into the category of "useful art," like Feldman's toilets at the Domplatz (but really, Filch, I must say your opinion of those toilets is a bit limited—they’re are not just “useful”), and he takes pride on the idea of being a totally useless artwork, like his admired Thread (Mark Wallinger's Zone, called, and for good reason, "sculpture number one").
His futility is soon confirmed: the cameraman does not show up.
Not many visitors today at the Spiekerhof, apart from a lovely lady from Spain who wants to be photographed with him. This gives him a lot of time to think about future enterprises, such as building a sun clock at the Spiekerhof which announces his office hours and celebrates the re-opening of his long-term-lease street lamp (undergoing repairs today, but sure to be good as new tomorrow).
(http://beta.thebeggarsopera.org/node/102)
But then striking news hit him: the Thread is going to be dismantled because of the famous horse tournament!
This gives a new purpose to his day, which will be "save The Thread" day. He walks hurriedly to lake Aa, for he heard that that is where the dismantling of The Thread will begin.
He approaches one of the workers setting up the bleachers for the spectators of the horse tournament and asks him when the dismantling of The Thread will start. To his amazement, the worker does not even know about the existence of The Thread. When Filch explains the idea of Zone to him, he retorts: "It doesn’t make any sense to me." Filch, full of enthusiasm, replies: "Exactly! That’s what’s beautiful about it"; he felt like adding "and about me!," but he holds that back out of modesty. And no sooner has he said this when the worker voices a most amazing thought: "With the money that thread of yours has cost, I could spend two weeks lying on a beach in Mallokka."*
* Mallorca, of course, is what he means.

Bettlertagebuch 13.08.2007
Das fyal ist heute leer. Filch ist der einzige Gast. Und nach dem gestrigen Tag genießt er es auch, nicht sofort empfangen und erkannt zu werden. Leider ist der Chef nicht da, der Badewannen-Deal muss also noch ein wenig verschoben werden. Außerdem hat er ja auch heute seinen Filmdreh. Der Gedanke daran macht ihm klar, dass er mittlerweile zum Prominenten geworden ist. Bringt das nicht auch eine gewisse Verantwortung mit sich? Sollte er sich nicht für irgendeine Randgruppe öffentlich einsetzten? Selbst Danny Ocean (den er im Stillen schon nur noch Danny oder Dan nennt, ganz wie einen alten Bekannten) hat ja noch während seines Coup Waisenkindern Millionen zukommen lassen. Doch dann käme er nicht drum herum gleich eine Vielzahl von Botschaften zu formulieren und er würde sich mit den Feldmann-Toiletten auf die gleiche Stufe begeben und nützlich werden. Der Gedanke daran lässt ihn erschaudern. Nein, berühmt oder nicht, er bleibt Entrepreneur, ein Geschäftemacher. Das ist sein Talent, darin ist er gut.
Er wird heute wieder versuchen, jemanden zu finden, der ihn einen Tag lang mit in den Urlaub nimmt. Doch als er am Punkt Nummer 6 ankommt, wird er von einer Baustelle überrascht. Zwei Bauarbeiter haben seine Erbpacht-Laterne ausgegraben um sie zu reparieren. Sie war ein wenig windschief zuvor, doch das mochte Filch eigentlich sehr gerne. Aber so viel hat er über die Münsteraner bereits gelernt: Eine ordentlich ausgerichtete Laterne lässt hier sich sicherlich besser verpachten, als eine schiefe. Er wird das morgen zu einer Marketingkampagne nutzten und groß seine Wiedereröffnung nach dem Umbau feiern. Das Grand Opening! Mit einem ganz speziellen Sammlerangebot. Morgen wird es exklusiv ein Set aus allen drei Auflagen der SKP07 Stadtkarten geben. Die Pacht für die Laterne wird er nach der Sanierung wohl etwas nach oben setzten müssen. 16 Euro sind das mindeste. Doch vorerst bleibt ihm nichts übrig, als seinen Laden wegen des Umbaus zu schließen. Er schreibt gerade das nun benötigte Schild, als ihm auffällt, dass die Pacht-Angebots-Zettel verschwunden sind. Langsam wird es zu einem ziemlichen Ärgernis – wer ist es bloß, der immer wieder seine Schilder abhängt, noch bevor sie alle gesehen haben? Die Bauarbeiter versichern es nicht gewesen zu sein. Filch glaubt ihnen, denn sie sind sehr freundlich und haben ja auch gar keinen Grund zu Lügen. Aber er wird es herausfinden, nimmt er sich fest vor. Der Vormittag ist sehr ruhig. Lediglich eine einzige Besuchergruppe kommt vorbei, und eine Dame aus Spanien will sich mit ihm Fotografieren lassen. Business as usual. Doch so ganz ohne seinen Laden und ohne Besucher, wird die Zeit am Spiekerhof doch sehr lang. Er vertreibt sich ein wenig mit Gitarrenspielen die Zeit und verdient so beim warten noch ein wenig Geld.

Um 11:30h hat er eine Idee. Der Schilderpfosten an der Ecke eignet sich perfekt um eine Sonnenuhr zu bauen. Eine ganz spezielle, die nur seine Öffnungszeiten anzeigt. Er muss nur um 11:00h und um 13:00h den Schatten markieren und schon können alle Passanten sehen wie lange es noch dauert, bis er öffnet oder schließt. Für die 11:00h Markierung ist es schon zu spät, aber was macht das schon. Eine 11:30h Marke hat den Vorteil, dass er auch mal hin und wieder zu spät kommen kann und die Leute vom Kiepenkerl, dann vielleicht nicht ganz so ärgerlich über die Verspätung sind. Leider, so stellt sich heraus, ist es unmöglich eine 13:00h Anzeige in die Uhr einzubauen, weil gerade um diese Urzeit, der viel größere Schatten des Hotels den Zeiger der Sonnenuhr verdeckt. Auch um 13:15 ist das noch so. Und der Kameramann ist auch nicht gekommen. Filch ist ein wenig beleidigt, er wird nicht gerne versetzt. Doch wenigstens sind die Bauarbeiten inzwischen beendet. Der Bauplatz ist noch nass und sandig, doch das wird sich bis Morgen erledigt haben. Bevor er den Spiekerhof verlässt, hängt er noch die Ankündigung für die Wiedereröffnung auf. Immerhin fiel der Umbau auf einen Montag, da ist ohnehin wenig Geschäft zu machen. Der kleine Kiepenkerl hat montags sogar immer geschlossen.

Um 14:36h ist der Zeiger seiner Sonnenuhr wieder zu sehen und Filch malt die Markierung. Dann nimmt er nimmt seine Streifzüge durch die Stadt wieder auf. Es scheint ein unspektakulärer Tag zu sein, bis ihm eine ungeheuerliche Nachricht erreicht: der Faden wird abgehängt!! Nicht in ganzer Länge aber auf dem Schlossplatz. Wegen des »Turniers der Sieger«. Diese Veranstaltung wird ihm immer unsympathischer. Profaner Sport, schon gar kein Reitturnier, kann sich doch nicht als Sieger über den Faden aufspielen! Genau heute soll es soweit sein, heute soll er abgerissen werden. Jetzt hat er seine Aufgabe. Er weiß wofür es sich einzusetzen lohnt. Er wird für seinen Freund, den Faden kämpfen. Danny Ocean lässt seine Freunde auch nicht im Stich. Der Grund für den Faden-Abriss sei ein 12m hohes Festzelt. Am Schlossplatz angekommen, registriert er mit Erleichterung, dass die Bauarbeiten im Verzug sind und der Faden noch da ist. Arbeiter sind gerade dabei, die Tribünen am Reitplatz aufzustellen. Er spricht einen Arbeiter an, wann es denn soweit sei, dass sie den Faden abrissen. Doch der weiß von nichts, nicht einmal, dass es den Faden Überhaupt gibt. Filch muss er erklären, was der Faden ist und wie Kunst funktioniert. Doch der Mann findet keinen Zugang zur Kunst. »Was das schon wieder gekostet hat, dafür könnt ich bestimmt 2 Wochen auf Mallorca am Strand liegen«. (Er sagt Mallokka, nicht Majorca.) Der Faden mache doch überhaupt keinen Sinn. »Genau!« antwortet Filch begeistert. »Das ist es ja. Aber kann an ihm entlang gehen.« Der Arbeiter wird immer skeptischer. »Bist du Student?« fragt er. Er sein Unternehmer erwidert Filch und dass er einen Laden am Spiekerhof betreibe. »Na, dann hat man wohl Zeit für so was.« Lautet die Antwort. Er habe so viel Zeit nicht. Natürlich hat man keine Zeit, wenn man gleich zwei Wochen einfach nur auf Mallorca herumliegt. Der Mann jedenfalls weiß nichts von einem Festzelt und glaubt auch nicht, dass der Faden abgerissen wird, weil der doch gar nicht störe. Aber Filch vertraut dieser Auskunft nicht, der Bauarbeiter scheint doch alles in Allem ein wenig zu uninformiert zu sein. Er weiß ja auch nicht, dass man für das Geld, das ein Reitturnier kostet viel länger auf Mallorca liegen kann als für die Kosten des Fadens. Morgen wird er das Grand Opening dazu nutzen, Unterschriften für den erhalt des Fades zu sammeln. Außerdem wird er einen Wallinger-Protest-Faden zwischen die Sonnenuhr und der Pacht-Laterne spannen. Und den wird keiner abhängen, dafür wird er sorgen! Nicht solange bis der Faden wieder an seinem alten Platz ist. Doch zuvor will er noch die Stimmung unter den Münsteraner erkunden. Sind sie eher für den Faden oder doch für die »Sieger«? Die Umfrage ist diesmal nicht repräsentativ, aber es geht ihm ja auch nur um die allgemeine Stimmung in der Stadt. Das Ergebnis ist eindeutig. Von 7 befragten Personen sind 100% für den Faden und 0% für die Sieger. Das bestärkt ihn in seinem Kampf. Nur begreift er nicht, warum die Münsteraner dann dieses Turnier überhaupt abhalten, wenn sie es doch gar nicht wollen.

Am Abend schaut er noch mal am Punkt Nummer 6 vorbei. Wegen den vielen geklauten Schilder, ist Kontrolle besser. Doch es ist schon wieder abgehängt. Ein neues zu machen lohnt sich nicht mehr, findet Filch, denn die Straßen sind ohnehin fast leer. Er lädt noch für eine Weile die Passanten mündlich für morgen früh ein.

Der Abend ist wunderschön und Münster leuchtet beinahe golden in der Abendsonne. Gedankenverloren läuft Filch durch die Straßen. Er bemerkt nicht wie die Zeit vergeht. Es ist schon dunkel geworden und die Uhr zeigt beinahe Mitternacht, als er noch eine Entdeckung macht. In einem Laden brennt noch Licht. Und es sitzen Leute drin, um einen Tisch herum über Spielbrett und Karten gebeugt. Filch tritt ein und stellt sich vor. In diesem Geschäft wird montags immer gespielt sagen die Leute. Weil es ein Fachgeschäft für Spiele sei. Mann könne alle Spiel benutzen, die bereits geöffnet seinen. In einem Hinterzimmer befinden sich noch weitere Spieler. Alles sieht harmlos und freundlich aus, die Spiele die gespielt werden sind unverfänglich. »Das Nilpferd in der Achterbahn« zum Beispiel und irgendetwas mit Schwert im Namen. Dann wird Filch auf einen Stapel Kartons im Hintergrund aufmerksam. Was dass den sei, fragt er. Pokerchips. Aha! Also doch.