English synopsis 29.06.07
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Since the organization of SPM07 decided to discontinue the location of Sculpture No. 06 at the Spiekerhof, Sculpture No. 06, The Beggar, that is, Filch, has been drifting endlessly through Muenster.
It begins to rain and, totally lost, he decides to go to the "golden cage", or info point, of SPM07, to ask for one of the new "Sculpture maps"—the new map in which The Beggar is no longer at the Spiekerhof. On his way there, he sees a meter maid placing a fine on the windscreen of a car. When he asks her how much it’ll that cost, she inquires: "Is this your car?" Even though he says no, that does not keep the lady from giving him all the information: this will cost 15 euro; but if the car had been parked in an illegal spot, and obstructing traffic to boot, then the fine would be 25 euro, plus towing costs.
It rains harder and harder. Filch finds refuge in a bar, where he counts the money he has left after two weeks of trading and exchanging goods: 2,42 euro. Suddenly, he remembers a young woman he saw Monday afternoon in the neighborhood of the Landesmuseum, carrying a bag which read, in big letters: "are you dead yet?". He puts back the 2,42 euro in his pocket, and says to himself: "No. Not yet."
Bettlertagebuch 29.6.07 (Freitag)
Nachdem Filch das Gelände der Universität verlassen hatte, ließ er sich ein wenig treiben. Er schloss sich am Prinzipalmarkt kurz einer Gruppe von Besuchern der "Blume für Münster" an, um sich das Werk erklären zu lassen, und schoss zum Abschluss noch ein Foto von Ihnen.
Der gestrige Abend endete für Filch im Stadthaus in der Ausstellung eines jungen Künstlers von der Wiener Kunstakademie. Kurz nach der Eröffnung betraten einige seiner ehemaligen Gelegenheitnachbarn vom Spiekerhof zügig das Foyer, stellten sich auf und spielten ein paar ihrer Standards, eine Ansammlung von Menschen mit ihrer Kunst konfrontierend, die ihr nicht so einfach ausweichen konnte.
Nach dem improvisierten Konzert betrat ich noch in der Rolle gegen fünf vor acht den abgedunkelten 2. Ausstellungsraum, den ich eine halbe Stunde später - und schon seit 15 Minuten nicht mehr in der Rolle - wieder verließ.
14 Stunden später überlegt sich Filch, ob er sich nicht vielleicht doch einmal musikalisch versuchen sollte, wobei ihm sofort der "Gitarrengott" und sein Besuch im Musikgeschäft von vor ziemlich genau einer Woche einfallen. Er ist inzwischen an einem seiner Lieblingsplätze in den Stadtarkaden angekommen: der "hinteren Bank" im ersten Stock, die so gut wie nie frei ist. Heute wäre sie frei, aber er ist zu ruhelos, um sich zu setzen. Er schaut lieber über das Geländer auf das Modell der Stadt im Untergeschoss. Einen festen Standort hat er zwar verloren, denkt er, aber dafür gehört ihm jetzt auch irgendwie die ganze Stadt.
Er schlendert umher und steht plötzlich mitten in einer Buchhandlung. Es ist nicht schwer, "Madame Bovary" zu finden. Großzügigerweise darf man auch in den Büchern lesen, ohne sie deswegen gleich kaufen zu müssen, es sei denn natürlich, man beschädigt sie. Aber es würde Filchs Naturell sogar widersprechen, ein Buch zu beschädigen, das ihm gehört. Er will einfach nur durch Lesen Seite 89 zockeln. Seite 89, die eine der von ihm befragten Studentinnen gerne wäre, wenn sie ein Kunstwerk sein könnte oder müsste.
Auf Seite 89 geht es um Emma Bovarys Launenheftigkeit. Filch liest die Seite zweimal. Und filmt sich selbst dabei.
Er hat die Buchhandlung gerade verlassen, als ihm bewusst wird, dass er vielleicht die falsche Seite gelesen hat, denn die Seite, die er gelesen hat, ist nichts weiter gewesen als S. 89 der einzigen Ausgabe, die ihm zufällig in die Hände gefallen ist! Er beschließt, alle Seiten 89 von jeder Ausgabe von "Madame Bovary" zu lesen, die ihm in die Finger kommt, bereut diesen Entschluss jedoch sofort, als er an die Regale voller Bibliografien denkt, die er gestern im Erdgeschoss der Universitäts- und Landesbibliothek gesehen hat. Vielleicht würde es auch reichen, irgendwann einfach die 89. Seite der Handschrift Flauberts zu lesen. Wenn er sie dann entziffern könnte, denkt Filch, denn es kommt ja immer irgendwas dazwischen!
Gegen Mittag verdunkelt sich der Himmel, und der Tag sieht plötzlich nach einem milden Oktobertag aus, der Regen verspricht. An Tagen wie diesem kommt es Filch vor, als ob die Menschen vor ihm zurückwichen, tatsächlich sind sie aber wahrscheinlich einfach nur mit sich selbst beschäftigt und in Gedanken schon im Wochenende. Nach einem kurzen Imbiss auf dem Biomarkt - was das Geldausgeben betrifft legt Filch heute eine gewisse Sorglosigkeit an den Tag - schaut er im "Goldenen Käfig" am Landesmuseum vorbei, um sich nach dem neuen Standortplan, der neuen "Map of the sculptures", zu erkundigen und schlendert dann die Bogenstraße entlang.
Ein Auto hat im absoluten Halteverbot geparkt. Die Frau in Uniform, die den Strafzettel ausstellt und in klassischer Art gerollt an der Windschutzscheibe befestigt, fragt ihn: "Ist das Ihr Wagen?", als er sich erkundigt, wie viel das kosten wird. Er muss leider verneinen, obwohl er sich dabei seltsam frei und unbeschwert fühlt. "15 Euro", erklärt sie ihm, "25 Euro wären es, wenn es sich zusätzlich um eine Verkehrsbehinderung handeln würde. Aber in dem Fall müsste ich vielleicht sogar einen Abschleppwagen kommen lassen."
"Das könnten Sie", fragt Filch, der diese Art von Straßentheater manchmal ganz gern sieht.
"Jaja", sagt sie.
Als es zu regnen beginnt, hat Filch einen kurzen Kampf mit dem Regenschirm, den er eines Morgens bei strömendem Regen für einen Euro gekauft hat, und beschließt dann, einen Milchshake trinken zu gehen, bis das Wetter wieder besser ist. Er weiß, dass er zu verschwenderisch ist, aber er kann gerade nichts dagegen tun. Als er sein Geld zählt und den Preis für den Shake abzieht, stellt er fest, dass nur noch 2,42 Euro übrig bleiben.
Nach all den Rennereien, denkt er, die er mit dem Zauberwürfel gehabt hat, nach all den Tauschaktionen und Geschenken bleiben ihm 2,42 Euro, ein paar Scheine in ausländischer Währung, ein Kaffeebecher halbvoll mit ausländischen Münzen, mit denen er zum Teil wahrscheinlich nicht mal mehr in den Ländern bezahlen könnte, in denen sie geprägt worden sind, und sein Rucksack, der immer schwerer wird. Plötzlich erinnert er sich daran, wie am Montag nachmittag am Landesmuseum eine junge Frau, fast ganz in Schwarz gekleidet, neben ihm ging. Auf ihrer Handtasche hatte sie einen Aufkleber: "Are you dead yet?"
Filch überlegt einen Augenblick und streckt sich, wobei er in seinen Rücken hinein zu atmen versucht. Dann denkt er: "Nein. Noch nicht", und legt das Geld für den Milchshake auf den Tisch.
Ende der 2. Woche
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