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English synopsis 23.06.07
(scroll down for images, für Deutsch siehe unten)
On this sunny and windy day, The Beggar heads towards his place of business, point No. 06, Kippenkerl. There he receives visitors from Canada and Philadelphia, and together they discuss the living conditions and fashion of store window mannequins (apparently, they are more sexually explicit in Europe than in America). They also speak about the Goldberg Variations and The Philadelphia Story (Cary Grant, Katherine Hepburn, Jimmy Stewart, 1940). New visitors from Korea pass by with plenty of presents for The Beggar … so many, that Filch The Beggar comes to realize that he actually gets more material for free or in exchange than he manages to sell. His free enterprise skills are again being tested. To make things worse, an ice cream falls right in front the blanket on which his goods are displayed, and from then on business stagnates. So he leaves point 06 and passes by the info point at the Landesmuseum, where he is rebuked by a lady visiting the exhibition because he is not at point No. 06, and when he is not at point No. 06, it is impossible to find him! "And then?" thinks Filch. It is in the very nature of The Beggar to be capricious and moody, to disappear in the crowd; if he could stay put in one place in the city, then he would not be The Beggar at all. Or would he? Sometimes he muses about his well-known propensity for idleness. So lives The Beggar, like all of us, entangled in contradiction. When he is not at point No. 06, he could be just about anybody. Anybody you cross in the street. So when you see someone in the street politely asking for something, probably just a little piece of your valuable time, and you hear a Japanese tourist calling out loud "No. 06!", you’ll know what is going on.

Bettlertagebuch 23.06.07 (Samstag)

Auf dem Weg zu Punkt 06 kauft Filch fünf von "Prof. Dr. Stanley Kubricks" Zauberwürfeln für insgesamt 5 Euro. Das einzige, was ihn beunruhigt, ist, dass der Laden, in dem er sie kauft, bald geschlossen werden soll.
Unterwegs kommt er an einem Informationstand mit rosafarbenen Luftballons vorbei. Da er selbst einmal daran gedacht hat, Luftballons zu verkaufen, erkundigt er sich eingehend nach den Leihgebühren für die Gasflasche und bittet um einen Ballon, den ihm die zwei freundlichen Herren gerne schenken.
An Punkt 06 knotet Filch den Ballon an die Tüte mit den Würfeln und baut seinen Laden auf. Es ist sonnig und windig.
Der Tag läuft langsam an aber dann bekommt er Besuch aus Kanada und Philadelphia.
Mit dem Besuch aus Kanada spricht er ausführlich über Glenn Gould, der in Kanada eine Art Volksheld ist. Dann kommen sie plötzlich auf das Ausstattungsgeschäft hinter Punkt 06 zu sprechen und Filch erzählt, wie er eine der Schaufensterpuppen eines Morgens nackt vorgefunden hat und dachte, das würde das Geschäft beleben, dass sie aber bereits am Vormittag wieder angekleidet gewesen sei. Jetzt trägt sie eine lange Kette und Sommermode in knalligen Farben,und Filch fällt auf, dass sie schon wieder umgezogen worden ist. Sein Besucher meint, wenn sie nur die Halskette trüge, würde das den Umsatz von Halsketten sicher immens steigern. Filch kommt nicht umhin, ihm Recht zu geben. Überdies stellt sich heraus, dass die Schaufensterpuppen in Deutschland im unangezogenen Zustand um einiges explizierter sind als in Kanada und den USA. Der Besucher verabschiedet sich, jedoch nicht, ohne Filch vorher zu versprechen, noch einmal beide Einspielungen der "Goldberg Variationen" von Glenn Gould zu hören und intensiv miteinander zu vergleichen.
Die Besucherin aus Philadelphia kennt natürlich sowohl den Film "Die Nacht vor der Hochzeit" ("The Philadelphia Story", 1940) als auch den Song "In the Streets of Philadelphia", den die Einwohner ihrer Stadt lieben. Sie erzählt Filch von dem Projekt eines Künstlers, der zuvor auch schon in Münster ausgestellt hat, bei dem einzelne Bilder des Films "Die Nacht vor der Hochzeit" vergrößert und an Passanten ausgeteilt worden sind, deren Reaktionen auf die Filmbilder wiederum gefilmt und am Hauptnahnhof von Philadelphia gezeigt wurden. Als er sie fragt, ob sie Jimmy Stewart oder Cary Grant in dem Film lieber mag, antwortet sie fast ohne zu zögern: "Cary Grant". Begründung: "Because he is just Cary Grant."

Drei junge Koreanerinnen, die zuvor schon bei Filch waren, besuchen ihn erneut und bringen ihm Geschenke: einen Glücksbringer, den er bitte nicht verkaufen soll, und ein Foto, das mit einer Sofortbildkamera geschossen wird.
An diesem Tag beginnt sich ein Trend abzuzeichnen: es wird mehr getauscht als gekauft. Filch beschließt, seinen Geschäftstaktik zu überdenken. Aber schließlich verkauft er doch noch den rosafarbenen Ballon, den der Käufer samt Tüte zu Filchs vollendeter Überraschung zum Himmel austeigen lässt.
Der Verkauf der Zauberwürfel läuft gerade ganz gut, als ein Eis direkt vor dem Schal, auf dem Filchs Sachen liegen, auf das Pflaster fällt. Von diesem Zeitpunkt an stagniert das Geschäft. Filch wird von den Passanten angesehen, als wäre es natürlich sein Eis, das einen Umweg von zwanzig Zentimetern gebietet, aber er denkt überhaupt nicht daran, es aufzuwischen. Das erledigt, unerwartet und Filch beschämend, ein junger Mann aus einer gemischten Gruppe aus halb Deutschland. Eine junge Dame aus dieser Gruppe tauscht zwei indianische Zigaretten gegen einen Schlüssel, von dem sie selbst nicht genau weiß, wozu er gehört. Als sie sich verabschiedet haben, beschließt Filch plötzlich, Punkt 06 zu verlassen.

Beim Landesmuseum trifft er auf eine andere Gruppe aus Korea, die ihn gleich wieder erkennt. Sie schenken ihm ein Tuch und zwei Filzstifte und kaufen seine letzten beiden Zauberwürfel. Nur darüber, dass die Skulptur Nr. 6 ihren Standpunkt verlassen hat, ist eine der Damen nahezu entsetzt. Sie gibt zu bedenken, dass ihn viele dort suchen aber nicht finden werden. Aber das ist Teil des "Beggars". Könnte er lange an einem Platz verweilen, wäre er vielleicht gar nicht der "Beggar" ... - Aber das sind Spekulationen. Seine Launenhaftigkeit treibt ihn voran. Manchmal kommt es ihm vor, als sei sie das einzige in ihm, was es mit dem gewissen Hang zum Müßiggang, der ihn zweifellos auch ausmacht, aufnehmen kann. So lebt der "Beggar" wie wir alle in der Spannung seiner Widersprüche. Ist er nicht an Punkt 06, ist er praktisch unsichtbar. Er könnte der Mann sein, der sich im Supermarkt sehr genau danach erkundigt, welches Zeichen auf den Flaschen sein muss, damit sie zurück genommen werden. Er könnte derjenige sein, der erst loszulaufen beginnt, nachdem der Regen richtig heftig geworden ist. Er könnte der Mann sein, der zum hundertsten Mal in acht Tagen Passanten nach dem Weg zum Bahnhof fragt. Oder einfach jemand, der Stunden lang vor einem längst ausgetrunkenen Milchshake sitzt und versucht, "Professor Dr. Stanley Kubricks" Zauberwürfel zu lösen. - Nur wenn sie jemand, den sie noch nie zuvor gesehen haben, um etwas bittet, und ein japanischer Tourist ruft plötzlich zu Ihnen herüber "Number Six!", dann ist derjenige, dem Sie so freundlich sind, einen Teil Ihrer kostbaren Zeit zu opfern, wahrscheinlich Filch, der "Beggar".