English synopsis, 22.06.07.- (scroll down for images, für Deutsch siehe unten)
When he puts together the logo printed on one of the fliers he has been trying to sell for over a week and the neon-sign at the entrance to a bank, Filch decides to walk in and find out what he has to do to invest the 10 euro he currently has in his pocket, whereupon he learns that the minimum amount needed to start a serious investment is 2.500 euro. There ends Filch's stock market career. But he has learnt something anyway: he shouldn't gamble with the little money he has earned, as there is a big chance he might lose it. The Beggar continues his "dérive" through the city of Muenster, passing hot-dog stands, laid-back men who speak about parts of Germany where no one wants to live ("all right, they say apartments are cheap over there, but what's the use if the streets are empty?"), and free buffets. To his surprise, when he finally reaches point 06, a man he had met some days ago (the one who took pictures of him and brought back some prints, prints that Filch could sell for a good price) is waiting for him with an extraordinary present: bags of cookies whose expiration date were two years ago. Visitors later on in the day assure him that those bags look like a Joseph Beuys piece. “What is that supposed to mean?” wonders Filch (maybe someone should tell him about Beuys' famous quotation: "What can I do for the good people of Muenster?"). In any case, before the day ends he manages to sell the Sheffield pavilion catalogue and he says to himself that business is going well.
Bettlertagebuch 22.06.07 (Freitag)
Filch trinkt Limonade. Das Personal im Café ist jung. Und sehr schick. Hier müsste man arbeiten können, denkt Filch, aber das wäre ein anderes Leben. Plötzlich bleibt sein Blick an einem Firmenemblem hängen. Er hat es schon einmal irgendwo gesehen. Aber wo? Er überlegt und trinkt dabei seine Limonade. Gedankenverloren, ohne sie richtig zu genießen.
Dann wird es ihm klar: es ist das Zeichen der Bank, von der er seit fast einer Woche den Zins-Gutschein mit sich herumträgt. Den Zinsgutschein, den er zu verkaufen versucht, an den sich aber niemand richtig heran zu trauen scheint. Er zieht ihn aus der Tasche. Das Logo auf dem Papier ist viel kleiner als er es in Erinnerung hatte. Aber das Angebot ist groß geschrieben: 4,25 % Zinsen bei einer Festlegung für ein Jahr. Filch kramt seine gesamten mobilen Ersparnisse hervor und kommt auf eine Summe, die nur knapp unter zehn Euro liegt. Hoffentlich, denkt er, macht es nichts aus, dass der Gutschein so mitgenommen aussieht.
In der Bank ist man sehr freundlich und fragt ihn gleich, ob man ihm weiterhelfen kann. Filch zeigt den Gutschein, der sich sofort als Eintrittskarte in den Beratungsbereich der Bank erweist. Er ist ein wenig aufgeregt, aber er liebt es. Während er um einen Augenblick Geduld gebeten wird, liest er plötzlich, dass das Angebot nur gilt, wenn man vorhat, mindestens 2.500 Euro anzulegen, und es fällt ihm ein, dass er das schon einmal gelesen hat. Dann wird er in einen Raum geführt und sitzt keine anderthalb Minuten später einem erfahrenen Mitarbeiter gegenüber, der ihm im Laufe des nächsten 30 Minuten einerseits mehr beibringen wird als er sich erhofft hatte, der ihm aber andererseits auch ein paar auf den ersten Blick ungemütliche Wahrheiten mitteilt, deren Wert Filch allerdings sofort erkennt.
Letztendlich ist die Bank nicht bereit, das Limit von 2.500 Euro für ihn herunter zu setzen. Ihm wird davon abgeraten, mit Aktien zu spekulieren, wenn er keine geregelten Einkünfte hat. Zudem wird ihm klar gesagt, dass der Besuch eines Spielcasinos ein unkalkulierbares Risiko darstellt. Das Sparbuch als ist, wie sich herausstellt, seit vier oder fünf Jahren aus der Mode. "Und wie stehen die Chancen dafür, dass es wiederkommt", fragt Filch und setzt - zumindest in Gedanken - hinzu: "dass es im ganz großen Stil wiederkommt?" - "Es kommt nicht wieder." Begründung: zu viele andere Alternativen, nicht mehr den Stellenwert, den es mal hatte, Zinsen von 0,5%, während zum Beispiel bei Aktien Gewinne von 40 % - aber auch Verluste von 80 % - möglich wären. Filch spekuliert: Wenn er 2.500 Euro hätte, und er ginge an einem guten Tag ins Spielcasino ... - "Ich kann Ihnen nicht dazu raten." Der Mitarbeiter ist sehr freundlich aber seine Offenheit ist entwaffnend.
12.50 Uhr. Filch ist in einer geradezu fatalistischen Laune. Er hat zwar an diesem Tag noch keinen Cent erbaggert aber Hunger. Was soll´s, denkt er, und drückt sich so lange vor eine Bratwurstbude herum, bis man ihn jovial dazu bringt, endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Während des Essens regnet es, aber Filch sitzt überdacht. Und es gibt nichts Schöneres, denkt er, als im Trockenen zu sitzen, wenn´s regnet.
Neben ihm nehmen bald zwei lässige Männer Platz. Filch zieht seinen Rucksatz näher an sich heran. Wenn er ihn wegnehmen soll, wird man diese Frage in Worte fassen müssen. (Ich spiele Filch hier - wie am gesamten Vormittag - ein wenig jünger und als jemanden, der verunsichert wird durch das, was er lernt, der sich von seiner Verunsicherung allerdings nicht verunsichern lässt.)
Die Männer an seinem Tisch unterhalten sich über jemanden, der sein eigenes Taxi fährt. sie bewundern, dass er "zupackt", und sich vom Schicksal nicht ins Bockshorn jagen lässt. Sie sprechen über Gegenden in Deutschland, die fast verwüstet sind, in denen kaum noch jemand wohnt, wo man zu einem Spottpreis eine Wohnung haben kann. "Aber was nützt Dir das, wenn Du da alleine hockst?" Filch ist erschrocken: eine Sekunde zuvor hat er gedacht: "Was bringt das, wenn die Wohnung billig ist, und Du gehst auf die Straße und es gibt dort niemanden?"
Filch hinkt dem Tag mit fünf Euro hinterher. Aber in der Stimmung, in der er sich befindet, beschließt er, noch eine heiße Milch mit Honig trinken zu gehen, bevor er sich zu Punkt 06 aufmacht. In einem überdachten Hinterhof findet er einen schönen Tisch, für den sich jeder neue Gast zu interessieren scheint. Allerdings sind sie alle jedes Mal enttäuscht, wenn sie sehen, dass Filch einen der vier Plätze eingenommen hat. Sie suchen weiter, halblaut, schauen an ihm vorbei, ihn indirekt aber nicht sonderlich originell dazu anregend, seinen Platz frei zu geben, ohne dass sie ihn darum bitten müssen. Anfänger, denkt Filch, und fragt, ob bei seiner heißen Milch eins der berühmten Plätzchen dabei ist, damit er nicht im Nachhinein noch darum bitten muss.
An Punkt 06 gibt es eine Überraschung: der selbe Herr, der Filch am Montag die Fotos geschenkt hat, überreicht ihm einen ganzen Jutebeutel mit verknoteten Tüten, Frischhaltebeuteln und Dosen, die voller Kekse sind, die im Schnitt vor etwas über zwei Jahren gebacken wurden. Dazu gibt es noch zwei Päckchen Tempotaschentücher (eine sehr gute Handelsware) und einen erklärenden Brief, den er am ersten "Beggar´s Evening" vorzulesen gedenkt. Im Laufe des restlichen Tages wird Filch sich mit vielen Künstlern unterhalten, die ihm zustimmen, dass die Keksbeutel in ihrer Abfüllung, Beschriftung und Fixierung mit Gummiband ein wenig an Joseph Beuys erinnern. Er fragt sich, was er letztendlich damit anstellen wird.
Filch bekommt Besuch aus Frankreich, Mexiko, Korea, Nordirland, Israel und Österreich. Einer der österreichischen Künstler, die Punkt 06 besuchen, kauft den Katalog mit Beutel vom Sheffield Pavillon. Er will zuerst nur die Tasche als Geschenk für seine Freundin, entschließt sich dann aber doch, den Katalog auch noch mitzunehmen, wogegen Filch aufgrund des fairen Preises, der für den Beutel bezahlt worden ist, nichts einzuwenden hat.
Er ist wieder im Geschäft.
Ende der 1. Woche
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