English synopsis, The Beggar's Diary, 17.09.07. - Yesterday was summer, and today is already autumn. In the course of his three months of existence, Filch had gotten used to these Mondays where nothing seems to happen. But there had never been a Monday as uneventful as this one. He has survived poverty, hunger, prosecution, conspiracy, disease; he has overcome it all, but boredom will kill him. Slowly, Muenster is going back to normal.
It is already well past 1pm when The Beggar overhears a conversation between two teenagers and a middle-aged couple. The youngsters speak as if they thought they were in Cologne. What’s more, they pretend to be English citizens who have lost their way. Filch sees through it right away: this is a real-time theatre performance in public space. The two adolescents might manage to fool the couple they are talking to, but they will not fool old Filch. He plays along for a while, but only to be able, afterwards, to point out the weak parts of their performance. They explain to Filch that they belong to a school group on a visit to the SP07. But, as they’re not at all interested in art, they have decided to have some fun playing absurd scenes where they try to implicate gullible citizens. That is when Filch reveals his sculptural condition to the youngsters. Much as they had wanted to escape art, art caught up with them in the end.
An even more casual encounter takes place when he joins, just like that, a girl student who is visiting a flat to share. He just walks in with her, and after visiting kitchen and bathroom, they start a conversation. The Beggar introduces himself and she confesses she had heard of him before, and always found the very idea rather stupid, although, of course, she had imagined him to be much more intrusive. Filch wonders what could be more intrusive than inviting oneself into someone else's flat and frolicking on the sofa, but he says nothing. They discuss art and science, economics and art, and whether or not artists can be considered part of the elite. She invites him to dinner.
17.9.2007
Am Morgen war es Sommer und am Abend schon wieder Herbst. Ansonsten hat sich Filch an diese Montage gewöhnt, an denen einfach nichts Entscheidendes passiert. Doch dieser Montag hat es in sich. Bis zum Nachmittag hat er noch kein Gespräch geführt oder auch nur ein einziges Devisengeschäft gemacht. Und zum ersten Mal, seit er seine „savoir vivre“ Haltung eingenommen hat, verspürt er einen Anflug von Langeweile. Der Fernseher im Saturn soll es richten. Er hofft ein wenig darauf, dass vielleicht wieder Pink Floyd laufen wird, aber auch mit Phil Collins gäbe er sich zu frieden. Doch jemand hat ihm seinen Fernseher weggenommen – besser weggekauft, denn er steht abmontiert und fertig zur Auslieferung bereit. Beinahe wünscht sich Filch in die Zeit zurück, als er noch an seine Mission glaubte, daran, dass seine Arbeit wichtig sei oder er etwas bewegen könnte. Als er noch Post aus Rijeka bekam und irgendwie alles möglich schien. Das Leben als Devisenhändler ist wesentlich weniger spannend, vor allem, wenn der Handel stagniert. Das Mag daran liegen, dass in den USA eine Finanzkrise ausgebrochen ist, die nun auch Auswirkungen auf Europa hat. Davon hat er in der Zeitung gelesen. Er jedenfalls spürt sie heute deutlich, die Flaute im internationalen Geldgeschäft.
Erst, als der Nachmittag schon fortgeschritten ist hört er zufällig eine Konversation zwischen zwei Teenagern und einem Ehepaar. Es geht darum, dass die Jungs glaubten, in Köln zu sein. Sie geben vor, sie wären zwei Engländer, die sich verfahren haben. Doch erkennt Filch es sofort, dass er es hier mit Plagiaten zu tun hat. Das Ehepaar mag sich täuschen lassen, nicht aber der Beobachtungskünstler Filch. Er spielt eine Weile den Ahnungslosen – nur so zum Spaß, um ihnen dann lächelnd mitzuteilen, warum er ihnen nicht glaubt. Die beiden nehmen es mit Humor. Sie gehören zu einer Schulklasse, die an ihrem Wandertag nach Münster fahren musste um die Skulpturen zu sehen. An Kunst haben sie – ihrem Alter entsprechend – kein besonderes Interesse und so haben sie sich die Zeit damit vertrieben, kleine absurde Szenen zu erfinden und mit ahnungslosen Passanten zu spielen. Das gefällt Filch natürlich und so schließt er sich für eine Weile der Gruppe an. Aber offenbar hat er heute ein Inspiration tötendes Karma. Denn seit er anwesend ist versiegt der Enthusiasmus der Gruppe und keine neue Idee kommt auf. Oder schämen sie sich jetzt ein wenig, weil ein Undercoverprofi dabei ist. Das glaubt Filch kaum, denn er hat sich bisher noch nicht als Skulptur zu erkennen gegeben. Er schlägt vor einen Schnorrer-Wettbewerb zu starten. Die regeln sind einfach: Jeder hat 30 Minuten Zeit und wer dann das meiste Geld gemacht hat, hat gewonnen. Doch sie trauen sich nicht und müssen auch wieder zurück zum Bahnhof. Also, damit die Begegnung nicht ganz verloren ist, bittet Filch die Schüler direkt um Geld. Seine stagnierenden Umsätze zwingen ihn dazu. Und schließlich ist einer bereits, Charles Bankhaus einen Stützkredit von einem Euro zu geben. Zur Erwiderung, gibt er sich als Skulptur Nummer Sechs zu erkennen – damit können sie ihrem Lehrer später wenigstens vorheucheln, ein wenig Kunst besucht zu haben. Einer – der kreative Kopf der Gruppe – gefällt Filch ganz besonders. Er könnte es einmal schaffen ein richtig guter Bettler zu werden. Ihm betraut er mit der Aufgabe für die nächste halbe Stunde sich als Charles Filch auszugeben und Passanten zum nächsten Beggar’s evening in ungefähr eineinhalb Wochen einzuladen. Damit kann Filch beruhigt eine Pause machen – an diesem Tag, der ohne hin nicht so richtig in Schwung kommen mag.
Er will wieder ein wenig Gitarre spielen, braucht aber ein Plektrum und auf der suche nach einem Musikgeschäft eine wirklich unerwartete Wendung. Es beginnt mit einem kurzen Dialog auf der Straße während eine Studentin gerade ihr Fahrrad abschließt und ein anderer Mann (auch Student) gerade dem Müll herausbringt und sie sich begegnen.
Er: »Kommst du wegen dem WG-Zimmer?«
Sie: »Ja«
Er: »Dann komm rauf«
Filch: »Kann ich mitkommen?«
Filch kann, auch wenn sie ausschließlich weibliche Mitbewohner suchen, aber da er ja ohnehin nichts mieten will, ist es o.k. Die WG Küche ist groß, gemütlich uns sehr renovierungsbedürftig. Der Geschirrspüler trägt eine Aufschrift, die zur Sauberkeit mahnt und auf dem Küchenregal steht ein Fußballpokal. Als wäre er schon immer dort gewesen sitzen sie in der Küche, die auch eine Couch hat und für Filch einen adäquaten Ersatz für sein verloren gegangenes Wohnzimmer im Saturn darstellt. Die potentielle neue Mitbewohnerin ist eine Kunststudentin, die bisher nur von ihm gehört hat und ihn (bis jetzt!) doof fand. Aber sie hat sich ihn auch viel aufdringlicher vorgestellt sagt sie. Filch kann sich nicht vorstellen, was noch aufdringlicher sei könnte, als sich selbst einfach in fremde Küchen einzuladen und doort auf dem Sofa herumzuliegen. Doch spricht er darüber nicht. Sie reden lange über Kunst und Wissenschaft, darüber ob ein Unternehmer ein Künstler sein könne und ob Künstler eine Elite sind. Am Abend wird er dann noch zum Spagettiessen eingeladen....
Und wieder einmal hat ihn die Stadt nicht im Stich gelassen.
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