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Sat 18
Aug 2007

Constanze is back!!

Posted by dora under The Beggar's Diary
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English synopsis, The Beggar's Diary, 16.08.07. - "A day full of surprises" would be an apt title for a day like today—if days had titles, that is. As usual, the morning is quite dull: there’s nothing going on, and no one special waiting for him at the bar where Filch usually drinks his morning coffee at 10:30. But then a man walks in, looks around, and leaves. Filch is somehow interested in him. The man comes back in, this time accompanied by a young lady, and, after hesitating a bit, they walk up to Filch and ask him if he is Number 06. When Filch says he is, both of them shoot questions at him non-stop, not allowing even for the briefest digressions. This is a professional interrogation. Even when they confide to him that they come from London (compatriots!), they don’t give him any time to relax and make small talk. They come from London, and they certainly must be members of Her Majesty's Secret Service.
The next couple of visitors come from Tel Aviv. They are more laid back and they sign his petition to save The Thread. Good.
Next thing: a man threatens to commit suicide from the rooftop of the Landesmuseum. Happily he doesn't, but the police look extremely irritated at this attempt—or at its failure. Filch is not quite sure.
He finds the occasion to discuss the "a bath a week" issue with the owner of the bar with the art-friendly name, and for once there seems to be a possibility of agreement.
But the absolute top surprise of the day is yet to come:
Constanze is back!!
And she is not angry with him. She was just traveling around. She is planning on traveling again, and to that end she is customizing an old car (what an entrepreneurial character, sighs Filch with admiration). And she is also planning to set up a stall at Muenster’s big flee market tomorrow. Will he come to visit her? You bet he will.
He would have loved to spend the afternoon with her but he is due to attend a lecture on a very interesting subject: "Growing Old in Muenster’s South-East Side." And so he leaves her to take the bus to Wolbeck, where the lecture is supposed to take place.
Filch, it is getting harder and harder to understand your priorities.

16.08.2007
Ein Tag voller überraschender Wendungen, so müsste dieser Tag wohl heißen, wenn er einen Namen hätte. Er beginnt unspektakulär - wie immer mit – mit einem Heißgetränk in einer Bar hinter dem Museum. Es ist leer heute. Nur in der hinteren Ecke mit den Sesseln und der Couch sitzen ein paar Mädchen. Ein Mann kommt herein, sieht sich um und geht. Irgendetwas an ihm erregt Filchs Interesse. Der Mann ist in einer Weise Aufmerksam, dass er es bis zum Bettler bringen könnte. Filch mag ihn, obwohl er ihm kaum begegnet ist. Nach ca. 10 Minuten kommt der Mann wieder und sieht sich erneut um. Dann endlich geht er auf Filch zu und fragt, ob er die Nummer Sechs sei. Er hat noch eine Begleiterin dabei, die er sofort herein ruft als Filch seine Frage bejaht. Zunächst muss Filch alle ihre Erwartungen enttäuschen. Er trägt keine elisabethanischen Kostüme und kann weder besonders gut singen, noch spielt er ihnen eine Szene vor. Doch sie kommen ins Gespräch und bald stellt Filch fest, dass er es mit sehr geübten Fragern zu tun hat. Ein kurzer Blick des Mannes auf die Uhr verrät ihm, dass er nur wenig Zeit hat. Auch wenn der Mann das verneint, so lassen sie ihm doch keine Gelegenheit zum Abschweifen. Immer wenn er mit seiner Antwort von der Frage abweicht unterbrechen sie ihn höflich aber bestimmt und stellen eine neue. Es sind Engländer aus London. Das ist Für Filch sehr aufregend, denn London war ja einmal seine alte Heimat. Doch sind seine Erinnerungen sehr verblasst. Er erinnert sich noch dort einmal in einen Speisesaal eines Hotels geraten zu sein, der unter der Erde war. Das sei nichts Besonderes davon gäbe es viele. Am Ende verkauft er trotzdem ein Collector’s Bundle Nummer 1 (das mit dem Original Ersatzteil) und setzt seine Vormittagsroutine fort. Auf halbem Wege, wird er von einem weiteren Pärchen angesprochen. Diesmal kommen seine Besucher aus Tel Aviv. Sie unterschreiben seine Petition für den Faden. Wenn es ihm gelänge aus allen Kontinenten mindestens eine Unterschrift zu ergattern, dann würde das sicher Eindruck machen.

Es ist heute so regnerisch, dass am Ende des Vormittags nichts von seiner Auktions-Sonnenuhr übrig geblieben ist. Auch eine Reparatur misslingt, weil es zu bewölkt ist. Nach seiner Spiekerhof-Schicht geht er geht wieder an dem Lokal mit dem Kunstfreunde verachtenden Namen vorbei, doch der Chef ist immer noch nicht da. Der Namensboykott, geht also noch weiter. Auch sein Briefkasten ist leer, bis auf einen toten Maikäfer. Der muss wohl versehentlich bei der letzten Leerung hineingeraten sein. Das tut Filch sehr leid und er tut was er noch für den armen Käfer tun kann: Er begräbt ihn unter der Hecke. So weit ein ganz normaler Tag. Bis auf die Entdeckung des »Friedenssaales« im Rathhaus. Er ist dort wo Onkel Willi (http://beta.thebeggarsopera.org/node/101) sonst immer spielt. Heute bemerkt Filch zum ersten Mal, dass die Tür offen steht. Onkel Willi ist nicht an seinem Platz. Und es ist schon lange her, dass ihn Filch gesehen hat. Hoffentlich ist ihm nichts Schlimmes passiert...

Entgegen seines Namens hängt der Friedenssaal voll mit Waffen. Ein zu banaler Widerspruch um sich damit aufzuhalten. Doch der abgeschlagene Arm, der noch ein Schwert hält und wie eine Trophäe an die Wand gehängt wurde, geht eindeutig zu weit. Er schlendert weiter durch die Stadt. Mittlerweile erkennen ihn sogar kleine Kinder auf der Straße.
Dann die erste überraschende Wendung: Vor dem Museum wimmelt es von Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen. Aber sie sind nicht wegen ihm gekommen. Alle schauen aufgeregt nach oben, doch zunächst kann keiner Auskunft geben, was hier los ist. Dann erfährt Filch, dass da ein Mann auf dem Dach des Ägidienmarktes war. Offenbar wollte er springen und nun ist er verschwunden. Irritierte Polizisten suchen das Dach ab. Zum Glück ist der Mann nicht gesprungen. Filch ist ein wenig verwirrt. Der potentielle Selbstmörder beschäftigt ihn sehr. Sicherlich, das Leben ist nicht einfach – seines schon gar nicht. Doch selbst in seinen dunkelsten Stunden muss er sich immer wieder eingestehen, dass er sein Leben liebt. Es ist sehr schade, dass es Menschen gibt, die das anders erleben.
Filch schaut noch mal bei dem Café mit der Badewanne vorbei. Ein Bad würde ihn sicherlich aus dieser Stimmung befreien. Und endlich ist der Chef ist da. Im Büro im ersten Stock beginnen die Verhandlungen. »Wie lange?« »Eine halbe Stunde?« »Das geht aber nicht heute. Morgen früh wäre in Ordnung«, aber es müsse eine »gutes Event« werden. Der Mann ist ein harter Verhandlungspartner. Ja, Filch schreibe darüber in seinem Tagebuch. Doch eine große Spezialankündigung bekommt das fyal nicht. Schließlich will Filch nur baden. Aber seine Gäste müssten doch etwas davon haben. Sie einigen sich darauf, dass er anschließend frisch geduscht seinen Kaffee im Laden trinkt, so dass die Kunden ihn frisch gewaschen bemerken. Das geht in Ordnung, denkt Filch, als er eine Button-Maschine in der Ecke des Büros entdeckt. Ein paar Buttons mit der Nummer Sechs drauf handelt Filch noch raus. Nur auf die Menge können sie sich noch nicht einigen. Das werden sie Morgen klären. Jetzt muss nur noch Chef Nummer zwei dem Deal zustimmen, aber der ist aber gerade nicht erreichbar. Wird schon klappen, denkt Filch und freut sich auf morgen.
Der nächsten überraschenden Wendung begegnet Filch an der Lambertikirche. Constanze ist zurück! Und sie ist ihm nicht böse, sondern sie war verreist. Und bald plant sie eine große Reise ins Ausland und hat dafür ein Auto umgebaut. In ihr steckt ein wenig etwas von einem guten Bettler, denkt Filch mit freudigem Herzen. Morgen ist großer Flohmark in Münster und sie wird dort verkaufen. Ob er nicht Lust hätte, sie zu besuchen? Natürlich hat er!

Gerne hätte er sich noch ein wenig weiter mit ihr unterhalten, aber es ist Zeit nach Wolbeck in die Kneipe »Kiepe« aufzubrechen. Es ist ein weiter Weg bis zu dem Stadtteil, der sich als Vorort, besser als ein Dorf außerhalb von Münster entpuppt. Er muss den Bus nehmen. Die Versammlung der Partei zum Thema »Alt werden in Münster-Südost« findet in einem Hinterzimmer, das voller alter Uhren hängt. Alle dreißig Minuten beginnen sie zu schlagen – während ein Mann einen Vortrag hält, wie man am besten seine Pflege organisiert. Besser kann man eigentlich nicht daran erinnert werden, dass das Leben voranschreitet.
Ohne allzu böse zu sein, aber gemessen an dem Durchschnittsalter der Anwesenden, hätten sie die Veranstaltung besser »Alt sein in Wolbeck« genannt. Eines wird schnell deutlich: Es gibt reichlich verdeckte Konflikte zwischen den Teilnehmern gibt. Das ist an der überraschenden Heftigkeit mit denen Fragen wie »Mietwohnung oder Eigentumswohnung im Alter« diskutiert werden. Der Referent bemüht sich die Parteien zu besänftigen, in dem er immer wieder sagt: »Der Markt bietet viele Lösungen und das ist gut so.« Was der Markt damit zu tun hat, dass man unterschiedlicher Meinung sein kann, versteht Filch nicht. Aber die Formulierung funktioniert. Die Diskussion entspannt sich. Der »Markt« scheint eine ziemlich hohe Autorität zu haben. Die einzigen Menschen unter 60 im Raum, die keine Journalisten oder Bettler sind, sitzen zusammen in einer Ecke. Es sind offenbar professionelle Fragensteller, denn sie geben mit ihren Bemerkungen dem Veranstaltungsleiter immer wieder Gelegenheit seine Positionen ausführlich darzulegen. Ein offensichtlich abgekartetes Spiel. Und die Getränke sind auch nicht umsonst! 1,40 Euro soll seine heiße Schokolade kosten. Und dazu kommen ja noch die Bustickets. Eine ziemlich teurer Abend. Filch fühlt sich hier ganz und gar nicht wohl. Und alles was er lernt ist, dass ihm in seiner Situation keine staatliche Hilfe zusteht und er deshalb auf ein gutes Netzwerk von Freunden angewiesen sein wird. Das wusste er auch schon vorher. Doch auch hier nimmt der Abend eine überraschende Wendung. Eine Person*, von der es Filch nicht erwartet hätte entpuppt sich als Kunstliebhaber und Fadenfreund. Schon will Filch seine Unterschriftenliste holen, doch die Person will oder besser kann nicht unterschreiben. Sein Arbeitgeber ist einer der großen Sponsoren des Turniers und sie hat Angst gefeuert zu werden. Aber immerhin bezahlt die Person seinen Kakao und verrät ihm den Namen des Turnierorganisators. Eine Verbündeten sind schon überall!

Es ist schon spät und die Sonne ist untergegangen, als die Versammlung zu Ende ist. Weil es noch eine dreiviertel Stunde bis zum nächsten Bus dauert, versucht es Filch mit trampen. Aber ohne Erfolg. Es halten nur Leute, die in eine andere Richtung fahren, doch dann kommt endlich der Bus.

*Aus Gründen des Informantenschutzes ist hier diese geschlechtsneutrale Formulierung gewählt.