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The Beggar’s Diary 17.08.07.- As English synopsis today, just have a look at the photographs. They say it all.

Bettlertagebuch 17.08.2007
Nach all der politischen Agitation der letzten Tage ist Filch heute sehr, sehr froh darüber, einfach nur ein Bad zu nehmen und ein wenig auszuspannen. Leider ist es nicht ganz so einfach. Die gute Nachricht ist, dass auch der zweite Chef des fyal zugestimmt hat und er wirklich baden darf. Die schlechte: Sie bestehen weiterhin auf dem Bademantel-Auftritt im Café. Wenigstens stellen sie ihm den Bademantel zur Verfügung. Das Bad ist herrlich! Filch kann sich nicht mehr daran erinnern, wann er zuletzt gebadet hat. Nicht das er unreinlich ist. Bestimmt nicht – wie oft sagten ihm schon Passanten, dass er gar nicht rieche wie ein Bettler. Aber baden ist schon etwas ganz anderes. Das reinigt auch die Seele. Seine Gedanken laufen zurück zum Anfang der Woche. Was für eine ereignisreiche Zeit. Er wollte eigentlich in den Urlaub fahren, doch weil sein Freund der Faden in solche Bedrängnis kam, wurde er zum politischen Führer. Die Wirklichkeit hat ihn geradezu gezwungen Revolutionär zu werden. Aber dafür ist seine Midlife-Crisis wie weggeblasen. Es ist gut eine Aufgabe zu haben. Sein Leben hat einen Sinn. Vielleicht haben deswegen so viele Leute Angst vor Kunstwerken, die keinen Sinn machen. In Wahrheit fürchten sie selbst sinnlos zu sein. Das warme Wasser trägt seine Gedanken fort, nach Rijeka und zu Plätzen, die es vielleicht gar nicht gibt. Der Sinn steht ihm wieder nach Musik – keine Gebrauchsmusik wie die Protestsongs. Ganz einfach nur schöne Musik.
Seine Badezeit ist schon längst überschritten und er geht nach unten um seinen Kaffee zu trinken. Die Sache mit dem Bademantel ist wirklich höchst peinlich und zum Glück sind nur ganz wenige Menschen da und keine Besucher, die nur wegen ihm gekommen sind. Filch trinkt so schnell er kann und dann geschieht es doch noch, dass Besucher vorbeikommen, die ausschließlich ihn sehen wollen. Sie können offensichtlich nicht so viel mit dem Bademantel-Filch anfangen, das Gespräch kommt nicht richtig in Gang. Sie fragen nur »Is that your act?«. »Nein« erwidert Filch, das sein kein »act«, er habe nur gebadet und das hier sei Teil der Abmachung, aber er stehe ganz und gar nicht hinter dieser Bademantelaktion. Das war nur ein notwendiger Kompromiss. Dann versucht er ihnen die Problematik des Kultursponsorings ein wenig zu erläutern, aber sie hören ihm schon gar nicht mehr zu und stampfen ein wenig unzufrieden aus dem Kaffee. Das gute an dieser Szene ist, dass der Chef sie beobachtet hat und endlich versteht auch er, dass es keine so gute Idee war, auf seinen Auftritt zu bestehen. In Zukunft könne er freitags auch ohne Bademantel im Café zu sitzen ein Bad nehmen. »Vielleicht«, denkt sich Filch und blättert ich durch die Immobilienteil der Süddeutschen Zeitung.

Auf der Promenade beginnen die ersten Händler schon am frühen Nachmittag ihre Stände aufzubauen, doch wie sollte es anders sein, auch hierfür gibt er wieder Regeln. Filch erfährt sie durch einem Streit zwischen einem Flohmarkt-Ordner und einer Verkäuferin, die ihre Ware zum Stand bringen will. Folgende Regeln gelten: Standplätze dürfen schon am Tag vorher reserviert werden. Das bedeutet dass Zelte, Stühle und andere Überdachungen errichtet werden können. Nur Tische dürfen nicht aufrecht hingestellt werden, denn die könnten dazu verleihen, den Verkauf schon von 18:00 zu beginnen. Um ganz sicher zu gehen, dass niemand zu früh anfängt zu handeln, dürfen die Waren auch erst ab punkt 18:00 angeliefert werden. Davor müssen alle Verkaufsgegenstände außerhalb einer Bannmeile bleiben. Filch beginnt sich zu fragen, ob es in Münster vielleicht ein Buch gibt, in dem alle diese Regeln zusammengefasst sind. Denn es sind doch viel zu viele um sie sich alle zu merken. Besonders für die vielen Touristen wäre das wichtig. Denn die Verkäuferin, die ihre Ware jetzt 150 Meter von ihrem Stand entfernt für ca. 2 Stunden lagern muss ist stink sauer. Es sei das erste und das letzte Mal, dass sie in Münster zum Flohmarkt gehe. Eine kleine Broschüre mit dem Titel »Alltagsregeln Münster und Umgebung« würde hier gute Dienste tun. Regel Nummer eins wäre: »Sie sollen keine Nachrichten an die Kirche schreiben«. Und Nummer zwei vielleicht »Wenn sie ein ausgewiesenes Kunstwerk sind, dann ist das spielen eines verstärkten Instrumentes I.O. Aber nur dann!«
Am Abend kommt Filch noch einmal zurück um Constanze zu suchen. Jetzt ist der Flohmarkt zum Bersten voll. Alles wird wahllos angeboten. Aber die Hauptsache dieses Marktes ist offenbar nicht das Verkaufen. Er ist eher eine große Party. Die Stände sind mit Kerzen und Gaslampen erhellt und überall wird gegrillt. Es dauert lange bis er Constanzes Stand findet und sie verbringen den Abend gemeinsam. Sie ist en wenig enttäuscht, dass er seinen Laden nicht mitgebracht hat. »Ich hatte gehofft, dass der Stand eines offiziellen Kunstwerkes vielleicht noch ein paar mehr Kunden anlocken könnte.«