English synopsis, The Beggar's Diary, 21.09.07. – Finally some people! The late summer brought new visitors to the city, and just at the right time, because Filch The Beggar seems to have regained all his cunning as a businessman and has launched The Dalai Lama Souvenir Season.
It is true that the pictures he took yesterday are far from sensational, and it requires an effort of faith on the part of viewers to believe that the orange spot in the middle of the picture is His Holiness. Yes, it does look more like a photo of a UFO. It could be a flying saucer as well. But, they sell.
And the Swedish rock star and millionaire is back as well,
http://beta.thebeggarsopera.org/node/139
and money is falling from the sky, literally: all of a sudden, there’s a 10 Euro bill on his begging mat. No, the donator does not want to buy anything, he just gives money because, as he says: "We Swedish are rich, and we live to get drunk." Well, The Beggar has nothing against it as long as 10 Euro bills keep falling on the mat. But no, Filch will not have a drink with him. Not because he has anything against alcohol, but just because he does not want to confine himself to the exclusive company of the Swedish millionaire rock star.
His Dalai Lama business is going so well that he seeks other locations for his stall around the city. And that is how he meets a lady conducting interviews for an Evangelical Church. Once a month, the said church conducts a religious service at a bar, and the interviews are in fact just a commercial strategy to advertise their bar-religious-service. Promotion, that is the word: the Dalai Lama seems to function even better as brand than as spiritual leader. The bar-religious-service is just a commercial study about the possibilities of this Evangelical Church in the ever-expanding religious industry.
The same strategies and malaises seem to have contaminated even young artists, like our "l'art c'est moi" friend. Today, when for the second time Filch asks him what sort of artistic work he is doing, he responds by writing down the address of his Internet site, again.
21.09.2007
Es ist Freitag – der Spätsommer ist für einen Tag zurückgekehrt und es sind endlich wieder mehr Besucher in der Stadt. Es ist, als wäre die Lethargie der letzen Tage nie gewesen. Doch was Filch wirklich glücklich stimmt, ist die Tatsache, dass er seinen Geschäftssinn wieder gefunden hat. »Saisonartikel« war das Stichwort, das ihn zurück auf die richtige Fährte gebracht hat. Und in Münster ist immer noch Dalai Lama Saison.
Aus seinen Schnappschüssen von gestern hat er ein Poster gemacht- zugegeben, wenn man nicht weiß worum es geht bräuchte man vielleicht einen kleinen Hinweis, um das Bild zu erkennen – etwa in der Art »Der orange Fleck in der Mitte, das ist sein Heiligkeit«. Und als Beweis, ob es den Dalai Lama wirklich gibt, taugt dieses Plakat nicht viel mehr als jedes beliebe unscharfe UFO Foto. Aber, die Stimmung des Tages ist toll eingefangen – findet Filch. Das rechtfertigt auch den stolzen Preis von 1,50 €. Für etwas konservativere Kunden entschließt sich Filch noch ein klassisches Portrait zu produzieren. Dazu nimmt er ein Bild aus einer Tagesszeitung. 1 € für die Reproduktion findet er angemessen. Als Marke ist der Dalai Lama offenbar ebenso erfolgreich wie als Geistlichkeit. Denn nachdem er bereits Filchs Erkenntnishorizont erweitert hat, füllt er nun auch seinen Euro-Becher wieder auseichend. Jetzt versteht Filch, warum die Leute den Tibetischen Mönch so mögen.
Der reiche Rockstar Schwede ist auch wieder da, wedelt mit Geldscheinen und wirft ihm eine Zehn Euro Note hin. Er hat kein Interesse an seinen Postern, dafür aber eine entwaffnende Ehrlichkeit. »Wir Schweden sind reich«, sagt er und »wir Leben um uns zu betrinken«. Nun, solange er seinen Reichtum mit ihm teilt, hat Filch nichts dagegen. Und vom Ziel des Rausches scheint er nicht so weit entfernt zu sein. Doch als er dann mit zwei Glas Wein wiederkommt und ihn offenbar auch zum Schweden machen will, wird es Filch zu viel. Seine zur Schau gestellt Partylaune erweckt ein wenig den Eindruck, dass er heute nicht nur mit Filch trinken will. Mit allerlei ausreden vertröstet er ihn auf Morgen, da könnten er ihn ja in ein Restaurant einladen – und es gelingt schließlich ihn los zu werden.
Nach den guten Geschäften mit den Postern will er wissen und baut seinen Stand von der »Halle Münsterland« auf. Hier hält die Quelle seiner Einkünfte einen Vortrag und daher rechnet er sich ein gutes Geschäft aus. Doch er hat sich verkalkuliert. Denn aus irgendeinem Grund scheinen die Leute, die den Saal verlassen für eine Weile keinerlei materielle Bedürfnisse zu verspüren. Das einzige worauf sie Lust haben ist Eiscreme. Das wusste die Frau vom Langnesestand, die ihm direkt gegenübersitzt offenbar. Daher trägt ihr Stand auch den Slogan »Eis gewinnt«. Und zwar eindeutig. Auf der Verliererseite stehen er und die Frau, die für eine evangelische Kirche Interviews machen will. Einmal im Monat hält diese Kirche einen Gottesdienst in einer Bar ab und sie verkündet diese Respektlosigkeit der profanen Welt gegenüber mit einem Stolz, der nur Unbehagen erzeugen kann. Auch scheint sie in Wirklichkeit nicht so sehr an der Meinung der Zuschauer interessiert als vielmehr daran ihren Bar-Gottesdienst bekannter zu machen. Religiöse Trittbrettfahrer, die sie mit scheinheiligen Heilsversprechen an die eindeutig besser entwickelte Marke anhängen wollen. Genau wie die »L’art c’est moi« Button Künstler, die ihm auch heute nicht bereit waren zu sagen, was sie eigentlich machen und nur auf ihre Internetseite verwiesen. Nun gut, Trittbrettfahrer ist er auch, aber nicht mit falschen Versprechen. Bei ihm tauscht man nut Geld gegen ein Poster und keine falschen Hoffnungen.
Nahe dem Hafen baut Münster weiter an seiner Kulisse. Das neue Sparkassengebäude feiert Richtfest. Filch bleibt eine Weile in der Hoffung an kostenloses Essen heranzukommen. Doch gibt es nur Sekt und Orangensaft. Und die Langeweile der versammelten Menschen, mit der sie den gereimten Sprüchen eines Handwerksmeisters zuhören, passen nicht zu seiner Leichtigkeit, die er an diesem Abend verspürt. Filch zieht weiter zurück zum Museum. Alles ist so normal and diesem Tag, als stünden keine großen Veränderungen bevor...
Add new comment »